Richtig streiten will gelernt sein
Streit? Das klingt erst mal nicht verlockend. Die meisten von uns gehen Konflikten lieber aus dem Weg. Doch genau das kann zum Problem werden, wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unseres Workshops schnell merkten.
Eva Feldmann-Wojtachnia von der LMU München zeigte den interessierten Besuchern – übrigens kamen vor allem Frauen –, dass Streitvermeidung oft das Gegenteil bewirkt: Am Ende wird der Konflikt nur noch größer und unfreundlicher.


Wenn gute Eigenschaften zu viel werden
Die Referentin hatte eine spannende Erkenntnis mitgebracht: Jede positive Eigenschaft kann ins Negative kippen, wenn sie übertrieben wird. Sparsamkeit wird zu Geiz, Großzügigkeit zur Verschwendungssucht. Das kennt jeder aus dem Alltag.
Interessant wird es bei gesellschaftlichen Themen: Wer jedem vertraut, wird naiv. Wer niemanden mehr an sich heranlässt, wird zum Kontrollfreak. Die goldene Mitte zu finden ist die Kunst – und genau hier kommt das konstruktive Streiten ins Spiel.
Offen sein und trotzdem Position beziehen
Wie geht das zusammen? Man kann durchaus seine Meinung haben und trotzdem anderen zuhören. Der Trick liegt darin, beides im richtigen Maß zu tun. Nicht jeder empfindet dieses "richtige Maß" gleich – und das ist auch völlig normal.
Wer weiß, was andere Menschen bewegt und wo ihre wunden Punkte liegen, kann viel entspannter diskutieren. Man rutscht nicht so schnell ab in die Extreme: weder in die Beliebigkeit ("ist mir doch egal") noch in die Rechthaberei ("nur ich habe recht").
Warum sich das lohnt
In unserer Gesellschaft müssen viele Themen diskutiert werden. Nur so kommen verschiedene Meinungen und Bedürfnisse auf den Tisch. Nur so entstehen gute Lösungen.
Die Teilnehmenden waren sich am Ende einig: Konstruktiv zu streiten ist nicht einfach, aber es lohnt sich. Denn am Ende verstehen wir uns besser – auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind.